Diese Fachtagung wurde von Schweiz Mobil im Namen des ASTRA organisiert und sehr professionell durchgeführt. Teilgenommen haben über 170 Interessierte aus den Kantonen, den MTB Vereinen, Trailbauer usw. Ziel der Tagung war eine Übersicht zu schaffen über den Stand der Kantone in der Umsetzung des Veloweggesetzes. Der Status in den Kantonen ist sehr unterschiedlich. Je mehr Interesse von den Tourismusverantwortlichen vorhanden ist, desto besser ist das Angebot an attraktiven, offiziellen Trails. Im Mittelland mit 2/3 der Einwohner der Schweiz ist das Angebot verschwindend klein. Dies vor dem Hintergrund, dass der MTB Freizeitsport die Nummer 15 der wichtigsten Sportarten in der Schweiz ist! Und zur Umsetzung in den Kantonen folgende Aussage von Silvio Zala, ASTRA: Der Weg ist das Ziel! D.h. nur mit einem attraktiven Angebot mit Single-Trails kann das wilde Fahren in den Wäldern verhindert werden. Wir vom Vorstand haben den Tag genutzt unser Netzwerk weiter auszubauen und konnten uns intensiv mit dem Vertreter Langsamverkehr Thurgau austauschen. Für Fragen zur Tagung steht der Vorstand zur Verfügung, Videos und Präsentationen findet ihr über die Links unten.
Wir vom Vorstandes haben die IG MTB TG an diesem Netzwerkanlass mit anderen Vertretern von MTB-Clubs, -Vereinen sowie anderen Organisationen vertreten. Am Anlass hatten rund 70 Personen teilgenommen, um sich über die Entwicklung im Bereich Mountainbiken auszutauschen. Ausgewogenes MTB-Netz, Koexistenz und öffentliche Finanzierung standen bei den Diskussionen im Mittelpunkt. Detaillierte Informationen über den Anlass findet ihrhier.
Swiss Cycling hat zudem eine Mountainbike Plattformzur Verbesserung der Rahmenbedingungen aufgeschaltet, Übersicht und Kommunikation aller am MTB- Freizeitsport Interessierten. Für relevante Ansprechpartner in den Kantonen ist die MTB-Karte zu empfehlen.
An der Präsidentenkonferenz des Verbands Thurgauer Bürgergemeinden sorgte das kantonale Mountainbike-Konzept für Diskussionen. Heute tangieren erst zwei Routen den Thurgau – Potenzial böte der Kanton für ein Netz von 600 Kilometern.
Die 29. Präsidentenkonferenz des Verbandes Thurgauer Bürgergemeinden in Bischofszell befasste sich am Samstagvormittag mit einem heissen Eisen, dem Mountainbiken. In den 1980er-Jahren noch eine exotisch anmutende Randsportart darstellend, entwickelte sich die Fortbewegung auf diesen Fahrrädern in den folgenden Jahrzehnten zu einem Breiten- und Spitzensport.
Die Coronapandemie befeuerte das Verlangen nach sportlicher Betätigung im Freien zusätzlich. Nur: Die Ausübung dieses Sports tangiert oft die Interessen von Grundeigentümern, im Speziellen diejenigen von Waldbesitzern, zu denen viele Bürgergemeinden gehören.
Peter Imbach, Abteilungsleiter Projektmanagement Verkehr im kantonalen Tiefbauamt, gab im Bürgersaal des Rathauses einen Überblick über die Bemühungen, ein Mountainbike-Konzept zu erstellen und umzusetzen. Er verwies auf das Konzept des Bundes für alle Arten von Velos; die Umsetzung dieses Konzepts sei Pflicht.
Erst zwei Mountainbike-Routen im Thurgau
Imbach betonte, dass man mit Fakten argumentieren, die Grundlagen für eine Koexistenz aller Betroffenen schaffen und die Nutzungen kanalisieren wolle. Laut Imbach verlaufen im Thurgau derzeit zwei Routen für Mountainbiker: Die eine umrundet den Kanton Schaffhausen und tangiert am Rande den Thurgau, die andere führt von Winterthur zum Hörnli in der Gemeinde Fischingen. Zudem gibt es einen Naturparcours in Wigoltingen und diverse Pump Tracks. Imbach räumte ein:
«Das heutige Angebot deckt die Bedürfnisse nicht ab.»
Der Referent, Peter Imbach sprach von Ängsten und Wünschen, die es bei der Umsetzung des Mountainbike-Konzepts zu berücksichtigen gelte. Zu Ersteren gehörten aufseiten der Sporttreibenden Verbote und reizlose Angebote, zu Letzteren der Respekt vor Umwelt und Mensch, attraktive Trails und die Legalisierung von Wegen.
Laut Imbach könnten im Thurgau theoretisch Mountainbike-Routen bis zu einer Gesamtlänge von 600 Kilometern realisiert werden, wovon 180 Kilometer sogenannte Trails, also Strecken abseits bestehender Wege, wären. 83 Kilometer würden über Grundstücke von Bürgergemeinden führen. Imbach liess aber durchblicken, dass die Wahrscheinlichkeit, dass das Potenzial zur Gänze ausgeschöpft wird, gering sei.
Die Haftungsfrage ist ungeklärt
Wie komplex und vielschichtig die Angelegenheit ist, legte Imbach mit der Auflistung jener Stellen dar, die sich an der kantonsinternen Routenvernehmlassung beteiligen. Es sind dies das Forstamt, die Jagd- und Fischereiverwaltung, das Amt für Raumentwicklung, das Landwirtschaftsamt, das Sportamt, das Amt für Gesundheit, das Tiefbauamt und Thurgau Tourismus.
Sobald das Konzept erarbeitet sei, werde der Kontakt mit den involvierten Grundeigentümern gesucht und die Öffentlichkeit miteinbezogen. In Zusammenarbeit mit dem Verband Wald Thurgau und dem kantonalen Forstamt werde man sich auch über die Haftungsfrage Gedanken machen müssen. Eine Vorhersage wagte Imbach:
«Ein Verbot des Mountainbikens ist nicht umsetzbar.»
In seiner Funktion als Präsident von Wald Thurgau meldete sich Josef Grob zu Wort. Vor dem Hintergrund vermehrter Mountainbike-Aktivitäten bezeichnete er die Sicherheit im Wald als grosses Problem und beklagte die «Frechheit von Bikern», die ohne Erlaubnis eigene Trails befahren würden.
Grob äusserte die Befürchtung, dass die Überwachung und Durchsetzung von Vorschriften überaus schwierig sein werde. Imbach pflichtete ihm bei. Es werde immer Leute geben, die sich nicht an die Regeln halten. Dieses Problem sei kaum in den Griff zu bekommen, wie das Beispiel von Vorfällen in Fussballstadien zeige. «Wir können nicht jedem Biker einen Polizisten hinterherschicken», sagte Imbach.
Quelle: Georg Stelzner, Thurgauer Zeitung vom 06.11.2023
Zugegeben, dieser Titel ist zweideutig, aber auch doppelt gut, denn es macht oft mehr Spass, wenn man nicht alleine biken geht und es macht gleichermassen Spass, wenn man andere Nutzer trifft, die einem freundlich begegnen.
In diesem Kontext möchten wir nochmals auf die Kampagne Fairtrail und neuer Initiative von Swiss Cycling aufmerksam machen. Von Swiss Cycling wurden kurze Videos erstellt, die auf das sichere Miteinander auf den Wegen hinweist, Aber schau selbst:
Der Kanton Thurgau organisiert nun einen Routenfindungsworkshop. Der Routenfindungsworkshop richtet sich an Mountainbiker aus dem Kanton Thurgau, die das bestehende Wegnetz kennen und im Kanton unterwegs sind. Ziel der Veranstaltung ist es, bestehende Routen/Trails für verschiedene Zielgruppen zu sammeln und zu gewichten. Diese Daten sollen in das zu erarbeitende Mountainbike-Konzept Thurgau einfliessen.
Es ist deshalb sinnvoll, dass sich Personen aus allen Regionen im Kanton anmelden, die unsere Trails kennen und aufzeigen können. Diejenigen sind gefragt und sollen sich anmelden, damit wir ein möglichst grossen Netz auch weiterhin nutzen können.
Im Kanton Thurgau rücken die Mountainbiker in den Fokus, der Regierungsrat hat ein entsprechendes Konzept in Auftrag gegeben. Die Situation legt nun aber gnadenlos offen, wie rückständig der Ostschweizer Kanton in dieser Frage ist.
Für Ende November ist ein «Bedürfnis-Workshop» angesagt. Die Ausschreibung zeigt, aus welcher Richtung der Wind im Thurgau weht. Die Mountainbiker führen zu «vermehrten Konflikten mit Wandernden, Waldbesuchenden, Jagd und Wildtieren sowie der Forst- und Landwirtschaft.» Und gegenüber Radio SRF legt Peter Imbach des kantonalen Tiefbauamts nach: «Und jetzt hats da plötzlich viele Velos und das führt über kurz oder lange zu Konflikten.» Kurzum: Mountainbiker sind ein Problem, das es zu lösen gilt.
Thurgau beginnt bei Null
Durch das neue nationale Velogesetz wird der Kanton Thurgau gezwungen, sich den Mountainbikern ernsthaft anzunehmen. Deshalb hat der Regierungsrat das Entwicklungskonzept in Auftrag gegeben, das mit besagtem Workshop seinen Anfang nehmen soll. Die Ausschreibung zeigt, dass man im Thurgau offensichtlich bei Null beginnt. Es sollen Bedürfnisse der verschiedenen Zielgruppen zum Thema Mountainbike ermittelt, relevante Fragestellungen aufgedeckt, laufende Projekte erfasst, Entwicklungspotenziale, sowie Problemzonen beleuchtet werden. Imbach präzisiert gegenüber SRF: «Braucht es Mountainbike-Anlagen, brauchts Trail, brauchts Pumptrack oder eben auch Routen?»
Wer sich solche Fragen stellt, hat die letzten zwanzig Mountainbike-Jahre gänzlich verschlafen. In der Schweiz gibt es zu Hauf Erfahrungswerte, Spezialisten, Konzepte, Analysen und Fachartikel zu Mountainbike-Fragen. Und der Kanton Thurgau will nun erst einmal die eigene Bevölkerung konsultieren, was sie denn gerne möchte? Das haben viele fortschrittliche Regionen vor Jahren getan weil sie keine anderen Grundlagen hatten. Aber die Zeiten haben sich geändert, offensichtlich nicht im Thurgau. Wer sich heute noch fragt, ob es für Mountainbiker Trails braucht, der hat sich mit der Sportart noch nie ernsthaft auseinandergesetzt. Und für die Behandlung solcher Fragestellungen einen Workshop ins Leben zu rufen, grenzt in der heutigen Zeit fast schon an eine Peinlichkeit.
Chance für die Überholspur
Es ist aber löblich, dass der Kanton Thurgau nun (gezwungenermassen) im Mountainbikesport vorwärts machen will. Er hätte die Chance, aus den Erfahrungen anderer Regionen zu lernen und nicht deren ganze Ochsentour des «Trial and Error» nochmals durchzumachen. Die Zeichen deuten allerdings eher auf letzteres hin. Die Voten aus dem Thurgau wirken eher wie eine Zeitmaschine. Dabei wäre die Überholspur für ein nachhaltiges Angebot frei. Es wäre eine grosse Chance für den Kanton Thurgau. Wer sich heute aber fragt, ob Mountainbiker Trails wollen und gleichzeitig das Konfliktelement in den Mittelpunkt stellt, hat sich die Optionen bereits von Beginn weg vergeben.