An der Präsidentenkonferenz des Verbands Thurgauer Bürgergemeinden sorgte das kantonale Mountainbike-Konzept für Diskussionen. Heute tangieren erst zwei Routen den Thurgau – Potenzial böte der Kanton für ein Netz von 600 Kilometern.
Die 29. Präsidentenkonferenz des Verbandes Thurgauer Bürgergemeinden in Bischofszell befasste sich am Samstagvormittag mit einem heissen Eisen, dem Mountainbiken. In den 1980er-Jahren noch eine exotisch anmutende Randsportart darstellend, entwickelte sich die Fortbewegung auf diesen Fahrrädern in den folgenden Jahrzehnten zu einem Breiten- und Spitzensport.
Die Coronapandemie befeuerte das Verlangen nach sportlicher Betätigung im Freien zusätzlich. Nur: Die Ausübung dieses Sports tangiert oft die Interessen von Grundeigentümern, im Speziellen diejenigen von Waldbesitzern, zu denen viele Bürgergemeinden gehören.
Peter Imbach, Abteilungsleiter Projektmanagement Verkehr im kantonalen Tiefbauamt, gab im Bürgersaal des Rathauses einen Überblick über die Bemühungen, ein Mountainbike-Konzept zu erstellen und umzusetzen. Er verwies auf das Konzept des Bundes für alle Arten von Velos; die Umsetzung dieses Konzepts sei Pflicht.
Erst zwei Mountainbike-Routen im Thurgau
Imbach betonte, dass man mit Fakten argumentieren, die Grundlagen für eine Koexistenz aller Betroffenen schaffen und die Nutzungen kanalisieren wolle. Laut Imbach verlaufen im Thurgau derzeit zwei Routen für Mountainbiker: Die eine umrundet den Kanton Schaffhausen und tangiert am Rande den Thurgau, die andere führt von Winterthur zum Hörnli in der Gemeinde Fischingen. Zudem gibt es einen Naturparcours in Wigoltingen und diverse Pump Tracks. Imbach räumte ein:
«Das heutige Angebot deckt die Bedürfnisse nicht ab.»
Der Referent, Peter Imbach sprach von Ängsten und Wünschen, die es bei der Umsetzung des Mountainbike-Konzepts zu berücksichtigen gelte. Zu Ersteren gehörten aufseiten der Sporttreibenden Verbote und reizlose Angebote, zu Letzteren der Respekt vor Umwelt und Mensch, attraktive Trails und die Legalisierung von Wegen.
Laut Imbach könnten im Thurgau theoretisch Mountainbike-Routen bis zu einer Gesamtlänge von
600 Kilometern realisiert werden, wovon 180 Kilometer sogenannte Trails, also Strecken abseits bestehender Wege, wären. 83 Kilometer würden über Grundstücke von Bürgergemeinden führen. Imbach liess aber durchblicken, dass die Wahrscheinlichkeit, dass das Potenzial zur Gänze ausgeschöpft wird, gering sei.
Die Haftungsfrage ist ungeklärt
Wie komplex und vielschichtig die Angelegenheit ist, legte Imbach mit der Auflistung jener Stellen dar, die sich an der kantonsinternen Routenvernehmlassung beteiligen. Es sind dies das Forstamt, die Jagd- und Fischereiverwaltung, das Amt für Raumentwicklung, das Landwirtschaftsamt, das Sportamt, das Amt für Gesundheit, das Tiefbauamt und Thurgau Tourismus.
Sobald das Konzept erarbeitet sei, werde der Kontakt mit den involvierten Grundeigentümern gesucht und die Öffentlichkeit miteinbezogen. In Zusammenarbeit mit dem Verband Wald Thurgau und dem kantonalen Forstamt werde man sich auch über die Haftungsfrage Gedanken machen müssen. Eine Vorhersage wagte Imbach:
«Ein Verbot des Mountainbikens ist nicht umsetzbar.»
In seiner Funktion als Präsident von Wald Thurgau meldete sich Josef Grob zu Wort. Vor dem Hintergrund vermehrter Mountainbike-Aktivitäten bezeichnete er die Sicherheit im Wald als grosses Problem und beklagte die «Frechheit von Bikern», die ohne Erlaubnis eigene Trails befahren würden.
Grob äusserte die Befürchtung, dass die Überwachung und Durchsetzung von Vorschriften überaus schwierig sein werde. Imbach pflichtete ihm bei. Es werde immer Leute geben, die sich nicht an die Regeln halten. Dieses Problem sei kaum in den Griff zu bekommen, wie das Beispiel von Vorfällen in Fussballstadien zeige. «Wir können nicht jedem Biker einen Polizisten hinterherschicken», sagte Imbach.
Quelle: Georg Stelzner, Thurgauer Zeitung vom 06.11.2023